Erster Platz für Realschullehrer beim Deutschen Lehrerpreis: Jury überzeugt von innovativem Unterrichtskonzept im Bereich der Digitalisierung an bayerischen Realschulen
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Die bayerischen Realschullehrer Ferdinand Stipberger und Sebastian Schmidt haben heute für ihr neuartiges Unterrichtskonzept im Bereich der Digitalisierung beim Wettbewerb „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ“ den ersten Preis erhalten. Mehr als 5.400 Teilnehmer hatten sich am diesjährigen Wettbewerb beteiligt, insgesamt wurden 16 Lehrer ausgezeichnet. „Im Bereich der Digitalisierung ist die Realschule in Bayern seit Jahren auf einem hervorragenden Weg. Wir freuen uns mit den Preisträgern, gratulieren ihnen sehr herzlich und hoffen, dass ihr Engagement und ihre Strahlkraft auch auf andere Realschulen abfärbt“, sagt Jürgen Böhm, der Vorsitzende des Bayerischen Realschullehrerverbandes (brlv). Die Preisverleihung fand heute in Berlin statt.
„Die Realschule in Bayern gehört mit Recht zu den leistungsfähigsten Schularten in Deutschland und ist ein Aushängeschild bayerischer Bildung. Die Preisträger zeigen, wie wichtig es ist, dass die Elemente der Digitalisierung in alle Fächer Eingang finden und eine Verengung auf die reine Informatik nicht der richtige Weg ist“, betont Böhm. Das innovative Konzept zeige, welche Potenziale im Thema Digitalisierung stecke – auch hinsichtlich der Kooperation der Kollegen sowie verschiedener Schulen miteinander. In diesem Zusammenhang warnt Böhm eindringlich vor Strukturveränderungen, die in anderen Bundesländern zu weniger Qualität und einer verminderten Ausbildungsfähigkeit führten.
Ferdinand Stipberger, der an der Oberpfälzer Realschule in Neunburg vorm Wald tätig ist, hatte mit Sebastian Schmidt von der Realschule Neu-Ulm Pfuhl einen Partner gefunden. Gemeinsam setzten die beiden das sogenannte Flipped-Classroom-Konzept um, wodurch sich Unterricht innovativ und schülerzentriert gestalten lässt. Sieben Lehrer der bayerischen Realschulen Neunburg vorm Wald und Neu-Ulm Pfuhl teilen sich dabei beim Mathematikunterricht die Arbeit auf und erstellen einen Kurs für alle Themengebiete der 5. Klasse. Dieser steht im sogenannten „Flipped Classroom“ anhand von Erklärvideos allen Lehrern der Schulen zur Verfügung. „Der traditionelle Input des Lehrers findet zu Hause statt. Die Schüler kommen bereits mit Ideen zu einem Thema in die Schulstunde. Im Unterricht wird dann geübt. Die Hausaufgaben werden somit auch in der Schule erledigt“, erklärt Stipberger das Konzept.
Die Kooperationskollegen Schmidt und Stipberger haben damit den Mathematikunterricht für digitale Anwendungsmöglichkeiten geöffnet. „Durch die Bereitstellung eines digitalen Lernbüros können Schüler in ihrem eigenen Tempo arbeiten und lernen den fundierten Umgang mit neuen Medien“, stellt Schmidt die Vorteile des neuen Unterrichtskonzepts heraus. „Auch in der Zusammenarbeit lassen sich so die 300 Kilometer Entfernung der Schulen gut überbrücken.“ Mittlerweile umfasst das Projekt „Flipped Mathe“ bereits fünf Realschulen und insgesamt 20 Kollegen. Es haben sich aber auch Synergieeffekte für andere Fächer und andere Lehrkräfte ergeben: So wurde in Neunburg vorm Wald bereits begonnen, den IT-Unterricht zu flippen, Roboter im Englischunterricht einzusetzen oder Erklärvideos für den Physikunterricht zu erstellen. Das Konzept „Flipped Classroom“ hatte in diesem Jahr bereits den „i.s.i. Digital“-Preis der Stiftung Bildungspakt Bayern gewonnen.
Getragen wird der bundesweite Wettbewerb von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutscher Philologenverband. Kooperationspartner des Wettbewerbs sind die „DIE ZEIT“, „ZEIT für die Schule“ und der Cornelsen Verlag. Der Wettbewerb fand in diesem Jahr bereits zum elften Mal statt.