vbw-Studie bestätigt Stärke der Realschulen bei der Digitalisierung
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vbw-Studie bestätigt Stärke der Realschulen bei der Digitalisierung und benennt deutlich die Handlungsfelder für die Politik
„Fast exakt vor einem Jahr begann die Pandemie und unsere Schulen mussten von jetzt auf gleich in den Distanzunterricht wechseln. Viele bayerische Realschulen waren im Bereich der Digitalisierung bereits sehr gut aufgestellt, weil viele Schulleitungen schon vor Jahren erkannt hatten, dass die Realschulen immer auch die Anforderungen in Beruf und Gesellschaft im Blick haben müssen. Der digital gestützte Unterricht funktionierte daher in den meisten Fällen von Anfang an gut und wurde mit der Zeit immer besser. Es gibt jedoch nichts, was nicht noch besser werden kann“, äußert sich Jürgen Böhm, Vorsitzender des Realschullehrerverbands (brlv), nach der heutigen Präsentation der Neuauflage der Studie „Digitale Bildung an bayerischen Schulen“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) in München.
Die Studie, bei der mehr als 400 Lehrkräfte an bayerischen Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien befragt wurden, hat bestätigt, dass 90 Prozent der Schulleitungen „Digitalisierung des Unterrichts“ fördern und somit auch rund 90 Prozent der Lehrkräfte aus Eigeninitiative an Fortbildungen zur Weiterentwicklung des Unterrichts teilnehmen. Als größte Schwierigkeit auf Lehrerseite benennt die Studie das enorm zeitaufwändige individuelle Feedback für Schüler im digitalen Unterricht und die weiterhin bayernweit ungleiche IT-Infrastruktur. „Ohne stabiles WLAN funktioniert das beste Konzept nicht“, macht Böhm deutlich und mahnt an, dass die bayerische Lernplattform mebis ihre anfänglichen Stabilitätsprobleme weiterhin im Griff haben muss.
Als wichtigste Handlungsempfehlungen für die Politik benennt die Studie folgende: Die Schulen flächendeckend mit einer digitalen Grundausstattung zu versehen, die Lehrkräfte für ihre Aufgaben in einer digitalen Schule über alle Phasen der Lehrerbildung hinweg zu qualifizieren und die sozialen Benachteiligungen des digitalen Unterrichts aufgrund der medien-technischen Ausstattung der Schüler gezielt auszugleichen. „Es geht immer auch um vergleichbare Lernbedingungen in allen Regionen Bayerns“, so Böhm. „Denn: Die Vermittlung von digitalen Kompetenzen machen die Realschulabsolventen zu begehrten Fachkräften für heimische Unternehmen. Die Schülerinnen und Schüler sollen bestmöglich auf die Arbeitsrealität vorbereitet sein – dazu gehören digitale Kompetenzen in allen Branchen in zunehmendem Maße. Der brlv wird sich auch in Zukunft vehement dafür einsetzen, dass die Realschule ein Erfolgsgarant bleibt“, betont der brlv-Verbandschef.
Allerdings dürfe das Kultusministerium die Lehrkräfte im digital gestützten Unterricht nicht weiterhin im rechtlichen Graubereich agieren lassen. „Für die digitale Beschulung fordern wir endlich rechtssichere Kommunikations- und Lernplattformen mit Möglichkeiten für digitale Leistungserhebungen, die auch nach Corona Bestand haben müssen. Man kann eine Kommunikationsplattform wie MS Teams nicht einfach im laufenden Schuljahr und ohne adäquaten Ersatz abstellen. Das wirft die Digitalisierung um Meilen zurück“, so Böhm.
Die vbw-Studie offenbart, dass die Schüler die Unterrichtsinhalte nicht besser verstehen, wenn sie mithilfe digitaler Medien vermittelt werden. „Digitaler Unterricht soll den Präsenzunterricht keineswegs verdrängen, aber gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass es wünschenswert ist, wenn beide Unterrichtsformen gleichberechtigt nebeneinander stattfinden können und diese sich ergänzen – es geht immer um Interaktion zwischen Lehrern und Schülern, aber auch der Schüler untereinander“, schließt Böhm.
(Bildquelle:pixabay)