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brlv zu aktueller ifo-Studie: Alle Bildungsgänge im differenzierten Schulsystem bieten Chancen und verdienen gleichermaßen Wertschätzung! Äpfel nicht mit Birnen vergleichen!

PM Nr. 07/2024 am 14.05.2024

Der Bayerische Realschullehrerverband (brlv) kritisiert das eindimensionale Verständnis von vermeintlich gerechten Bildungschancen in der aktuellen ifo-Studie und lehnt die Handlungsoptionen zur Verlängerung der Grundschulzeit und zum zweigliedrigen Schulsystem entschieden ab.

Laut der aktuellen ifo-Studie „Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer“ hängt die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, vor allem vom Bildungshintergrund und der Einkommenssituation der Eltern ab. Eine besonders ausgeprägte Ungleichheit der Bildungschancen weist nach Ansicht der Studienautoren das Bundesland Bayern auf. Der Vorsitzende des brlv Ulrich Babl fordert in diesem Zusammenhang eine differenziertere Darstellung und Diskussion über Bildungsgerechtigkeit:

„Solche Studien sind zu eindimensional und vermitteln den irreführenden Eindruck, wahrer Bildungserfolg sei nur mit einer rein akademisch orientierten Laufbahn möglich. Das differenzierte Schulsystem bietet jedoch für alle Bildungsniveaus die passende Schulform und wird den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler am besten und ehesten gerecht. Die Stärke des differenzierten Schulsystems liegt zudem in seiner hohen Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit, die alle beruflichen Wege eröffnet. Egal ob Mittelschulabschluss, Realschulabschluss, berufliche Bildungsabschlüsse oder allgemeine Hochschulreife: Mit allen Schulabschlüssen, die in Bayern erworben werden können, ist ein erfüllter und erfolgreicher Lebensentwurf realisierbar“, so der brlv-Landesvorsitzende Ulrich Babl.

Mit allen Schulabschlüssen dem Fachkräftemangel begegnen

Der brlv betont die gesamtgesellschaftlich relevante Bedeutung der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Schulformen dürften keinesfalls gegeneinander ausgespielt werden. Differenzierte Bildungswege dürften dem Bayerischen Realschullehrerverband zufolge nicht abqualifiziert und schlechtgeredet werden. Dies würde den Fachkräftemangel weiter verschärfen und das stabile Rückgrat der bayerischen Wirtschaft – die kleinen und mittelständischen Unternehmen – schwächen. Insbesondere der Realschulabschluss bereite ideal auf die modernen Anforderungen der Berufswelt in unter anderem Industrie, Handwerk und Verwaltung vor, die allesamt vom Fachkräftemangel bedroht seien.

Daneben ebnet die Realschule die schulischen Voraussetzungen für weitere Bildungswege bis zur Hochschulreife. Beispielhaft gibt es den gelingenden Übergang an die FOS und somit einen möglichen Weg zu einer akademischen Bildungslaufbahn“, so Babl weiter.

Absage an längere Grundschulzeit und zweigliedriges Schulsystem

Auch zwei der in der ifo-Studie vorgeschlagenen Handlungsoptionen - eine Verlängerung der Grundschulzeit wie in Berlin und Brandenburg sowie die Einführung eines zweigliedrigen Schulsystems wie im Saarland - lehnt der brlv entschieden ab. Die Ergebnisse großer Ländervergleichsstudien wie dem IQB-Bildungstrend zeigten, dass ein differenziertes Schulsystem zu höheren Bildungsstandards führe. Ein Vergleich des kleinsten Bundeslandes Saarland mit dem Flächenland Bayern sei zudem nicht zielführend, da dies einem Vergleich von Äpfeln mit Birnen gleichkomme, so der Verbandsvorsitzende.

Der brlv fordert daher eine breitere Diskussion über Bildungsgerechtigkeit und Bildungsvielfalt sowie die Anerkennung der verschiedenen Bildungswege und ihrer Wertigkeit in der Gesellschaft. Nur so könne eine wirklich gerechte Bildung für alle Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden.

 

 

 


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